Wir starten eine Sinn-volution. Und schreiben Geschichte.


Wie schaffen wir eine Sinn-volution?

Eine Krise stiftet Sinn. Denn sie offenbart zum einen sehr deutlich, was unsere Welt braucht. Und sie legitimiert uns zum anderen, unsere Fähigkeiten dazu einzusetzen, diese Bedürfnisse zu stillen. Wir nähen Schutzmasken in unseren Wohnzimmern. Und telefonieren mit Senior*innen, die sich einsam fühlen. Wir bauen Websites für lokale Businesses und organisieren Einkäufe für Schutzbedürftige. 

Was wird aber passieren, wenn wir den “gemeinsamen Feind” besiegt haben? Was werden wir am Ende dieser Ära brauchen, um eine neue beginnen zu können? - Vor allem einen Sinn. Denn, als Menschen sehnen wir uns nach Orientierung. Wir wollen Ziele, nach denen wir streben können. Und wir möchten das Gefühl spüren, dass wir unsere Talente für eine Sache einsetzen, Vielleicht sogar für etwas, das Größer ist, als wir selber. Dass wir etwas bewirken in der Welt. 

Was braucht die Welt (nach Corona)?

Die aktuellen Probleme in der Welt können überwältigend sein, auch abseits von Corona. Und sie können sich unüberwindbar anfühlen. Es ist leicht, sich machtlos, unbedeutend und unmotiviert zu fühlen. Welchen Unterschied kann schließlich ein einzelner Mensch machen, wenn jede Minute eine Million Plastikteile in die Ozeane gelangen?

Die Antwort auf diese Frage kann nur lauten: Wir können einen wesentlichen Unterschied machen - sonst wäre doch jede Hoffnung verloren. Und genau deshalb lohnt es sich, der Sehnsucht nach Sinn zu folgen. Ein kraftvoller Sinn kann überall dort entstehen, wo wir einen positiven Unterschied machen können und wollen. Wo wir Mehrwert stiften können, der gebraucht wird. Und wo wir einen Sog hin zu guten Taten verspüren. Dafür ist ein Blick nach “draußen” unerlässlich. Wir müssen die Welt um uns herum erforschen.

Was ist Deine Geschichte der Welt? 

In meinem zweiten Artikel habe ich bereits die japanische Methode “Ikigai” vorgestellt. Demnach finden wir unseren “Grund, morgens aufzustehen” an der Schnittstelle zwischen unserer Innen- und Außenwelt. 

Unsere Außenwelt zu erforschen ist nicht weniger persönlich, als unsere Innenwelt. Denn im Grunde geht es um Deine Geschichte. Darum, wie Du die Welt erlebt hast, wie Du sie in diesem Moment erlebst und in Zukunft erleben möchtest. Es geht um den “Weltschmerz”, den Du eventuell schon erlebt hast, und um Wege, diesen zu lindern. 

Ein paar leitende Fragen können Dir dabei helfen, für Dich zu erforschen, was die Welt von Dir braucht:  

  • Was stört Dich persönlich in der Welt? Was würdest Du gerne verändern?

  • Was hat in Deiner Vergangenheit Unbehagen oder ein Gefühl von Ungerechtigkeit in Dir erzeugt?

  • Welche Probleme hast Du am eigenen Leib oder in Deiner unmittelbaren Umgebung miterlebt? Was hat hohe Betroffenheit in Dir ausgelöst?

Oftmals sind es die Themen, zu denen wir eine persönliche Erfahrung haben und eine Geschichte erzählen können. Etwa, weil wir selber betroffen sind. Oder besondere Erlebnisse oder Schicksale hautnah miterlebt haben. Erforsche die Themen für Dich und finde heraus, was Dich am meisten beschäftigt und Emotionen in Dir auslöst. 

Dieser Ansatz funktioniert nicht nur für sinnsuchende Menschen. Auch jedes Unternehmen - ob etabliert oder in Gründung - sollte sich die Frage stellen, welche Geschichte es erzählen möchte und was die emotionale Klammer der Unternehmung eigentlich ist.


Was kannst Du der Welt geben? 

Die weiteren Elemente von Ikigai erfordern eine tiefere Beschäftigung mit uns selbst und der eigenen “Innenwelt”. Es geht darum, zu erforschen, welche Fähigkeiten wir haben – also, was wir wirklich gut können, und herauszufinden, was unsere Leidenschaften sind – was wir wirklich gerne tun. Ein paar Leitfragen können bei dieser inneren Entdeckungsreise helfen:

Deine Fähigkeiten

  • Womit beschäftigst Du Dich mehr und intensiver als andere Menschen in Deinem Umfeld?

  • Bei welchem Thema / welchen Themen ist Dein Wissensdurst unermüdlich?

Deine Passionen

  • Welche Tätigkeiten fallen Dir leicht? Wozu hast Du gutes Feedback erhalten?

  • Wobei fragen Dich andere wiederholt um Hilfe?

Dein Wertbeitrag

  • Was kannst Du zu diesem Problem beitragen, was vielleicht nur wenige können?

  • Für welche Deiner Fähigkeiten und Kompetenzen würden Dich andere entsprechend bezahlen?

Insbesondere der letzte Punkt kann über Berufung, Hobby oder Ehrenamt entscheiden. Denn auch wenn der Punkt unbequem zu sein scheint und für einige nicht ganz dem Gedanken des ehrenvollen “Problemlösers” für die Welt entspricht, so fußt unser Leben in großen Stücken auf eine Transaktion Leistung gegen Geld. Und besondere Fähigkeiten, wenn sie nicht bewusst pro bono zur Verfügung gestellt werden, haben es verdient auch eine monetäre Wertschätzung zu erfahren. Darum stelle Dir bewusst die Frage, ob Dein Ziel eine Karriere mit Sinn ist oder Du in einem Ehrenamt einen positiven Unterschied gestalten möchtest.


Was braucht Dein Wandel?

Freies Denken und Perspektivenvielfalt. Einige der obigen Fragen lassen sich in eigener Denkarbeit vielleicht nur schwer beantworten. Schnapp Dir also 2-3 Menschen, die Dich in unterschiedlichen Situationen Deines Lebens erlebt haben. Menschen, die eine offene, vertrauensvolle Perspektive auf Dich haben. Eine enge Arbeitskollegin, vielleicht der Freund aus dem Sportverein und ein Familienmitglied. Je breiter die Perspektiven auf Dich als Person, desto reichhaltiger kann das Bild Deiner Innenwelt werden. 

Ergebnisoffenheit und Mut.  Der Weg ist vielschichtig und tiefgründig. Druck und übermäßiger Ergebnisanspruch sind Fehl am Platze, wenn es darum geht, das eigene Ikigai zu entdecken. Auch hier lautet das Credo: Nimm Dir Zeit und genieße die Reise. Geh spazieren und schreibe Gedanken auf. Spreche mit Dir vertrauten Menschen und habe den Mut, Bestehendes zu hinterfragen. 

Veränderungsbereitschaft und Optimismus. Es geht bei Ikigai nicht darum, die eine Zukunft zu beschreiben oder den einen Sinn zu definieren, der ein Leben lang währt. Sorry, dass ich diese Blase platzen lassen muss. Ikigai hilft uns vielmehr dabei, einen Weg zu beschreiten und zu gestalten. Kein starrer Lebenszweck, sondern ein fluider Lebensweg. Denn so wie sich unsere Außenwelt sehr merkbar verändert, so findet auch ein stetiger innerer Wandel statt. Die hohe Kunst besteht also darin, Dein Ikigai nicht einmal zu entdecken, sondern regelmäßig zu hinterfragen und den Mut zu haben, es von Zeit zu Zeit neu zu definieren.


Where does the magic happen?

Ikigai ist, wo sich die vier Kreise treffen. Ein Sweetspot, der Energie erzeugt. Eine Kraft, die aus einem realen Bedarf in der Welt und Deinen Fähigkeiten und Leidenschaften als Mensch, entsteht. Wie überraschend und spektakulär Deine Erkenntnis am Ende wird, hängt wohl davon ab, wie sehr Du Dich schon vorher mit Dir und der Welt um Dich herum beschäftigt hast. Und wie sehr Du Dich auch schon in dieser Welt ausprobiert hast.

Für mich ist Ikigai kein Feuerwerk und keine Konfettibombe. Für mich bedeutet Ikigai eine Schärfung von vielen Aspekten, die mir bereits bewusst waren. Es bringt die Dinge für mich auf den Punkt. Schafft Klarheit und Orientierung - für den Moment. Als Selbständiger, der sich im Aufbau eines Unternehmens befindet, kann ich diesen Sinn als Leitplanke nutzen. Als etwas, was mich im Kern meiner Arbeit leitet und eine direkt Resonanz auf Ideen und Gedanken zulässt. Es hilft mir auch dabei, den Glauben in mein eigenes Handeln wieder zu gewinnen, falls er mal verloren gehen sollte. Ein Glauben, an das, was wir Tag für Tag tun. 


Wie geht es jetzt weiter?

Soweit die Theorie. Was bringt die Praxis? - Ich habe mich auf den Weg gemacht, mein Ikigai - also meinen Purpose - zu definieren. Ich habe meine Innenwelt erforscht und meine Geschichte der Außenwelt geschrieben. Was dabei rausgekommen ist, teile ich demnächst. Also stay tuned!

Wie sieht’s mit Dir aus? - Mich würde es freuen, Dich für diesen Weg begeistern zu können. Nicht nur Sehnsucht nach Sinn auszulösen, sondern auch die Suche nach Sinn zu begleiten. Teile mir gerne mit, wo Du stehst und was Deine Geschichte der Welt ist. Zusammen können wir einen positiven Unterschied machen und eine Sinn-volution starten, davon bin ich überzeugt.

Benjamin