Meaningful Work: Mit Sinn zu gestärkter Leistungsfähigkeit
Neue Arbeit: die Suche nach täglich Brot und täglich Sinn.
Die Mitarbeiter*innen des 21. Jahrhunderts sehnen sich nach mehr als der richtigen Balance zwischen Arbeit und Bezahlung. Menschen sehnen sich nach “good work”. - So lautet die Conclusio einer aktuellen Deloitte Human Capital Studie.
Organisationen investieren viel in Initiativen zur Verbesserung der “Mitarbeiter-Experience” am Arbeitsplatz. Schicke Büros. Hippe Well-Being Angebote. Doch es geht nicht mehr nur darum, Arbeit angenehmer zu gestalten. Es geht um die Arbeit als solche! Und die Forderung, einer Arbeit nachgehen zu können, die Sinn stiftet. Die Bedeutung von Sinn lässt sich aber nicht allgemeingültig durchsetzen. Stattdessen wird jeder einzelne entscheiden, ob etwas sinnvoll ist. Aufgabe von Unternehmen und Führungskräfte sollte es sein, diesen Sinn mit ihren Mitarbeiter*innen zu erkunden.
Sinn ist kein Nice-to-have. Es ist eine Business Imperative für Unternehmen.
Sinnhafte Arbeit zu gestalten wird zu einer strategischen Imperative für Unternehmen. Denn Sinn geht über einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft hinaus. Sinn ist ein Schlüsselmotivator. Sinn trägt dazu bei, Leistungen in einem Unternehmen über längere Zeit aufrechtzuerhalten. Ein wahrhaftiger Sinn stärkt das Engagement der eigenen Mitarbeiter*innen. Produktivität und Stimmung am Arbeitsplatz steigen nachweislich, wenn die Arbeit an einen Sinn gekoppelt ist. Nicht zuletzt sollte es Unternehmen auch am Herzen liegen, die eigenen Talente zu halten. Laut einer Studie der Harvard Business Review sind 9 von 10 Arbeitnehmer*innen in den USA bereit, ihr Gehalt gegen Sinn einzutauschen und würden auf bis zu 23% ihres Gehalts verzichten, wenn sie dafür einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen könnten. Mit Geld halten Unternehmen heute nur noch wenige Mitarbeiter*innen.
Sinnstiftende Arbeit ist die Basis für nachhaltige Leistung
Sinn ist über viele Wege mit unserer individuellen Leistungsfähigkeit gekoppelt. Und letztlich auch mit der Leistungsfähigkeit von Unternehmen. High Performance Coach und Bestselling Autor Brendon Burchard beschreibt in seinem Buch “High Performance Habits” sechs Schlüsseleigenschaften für nachhaltige Leistungsfähigkeit. Drei dieser Eigenschaften beziehen sich teils direkt, teils indirekt auf das Thema Sinnstiftung.
Klarheit: Laut Burchard sehnen wir uns nach Klarheit darüber, welchen Beitrag wir für welche Menschen leisten wollen. Wir wollen herausfinden, welchen positiven Wert wir im Leben anderer schaffen können. Dafür braucht es Klarheit über unsere eigenen Werte, Interessen und Fähigkeiten. Und es braucht Klarheit darüber, wie wir diese absichtsvoll in unserem Umfeld einsetzen wollen. Ein Weg, um zu dieser Klarheit zu gelangen, bietet das Ikigai-Framework, über das ich bereits in Artikel 4 geschrieben habe.
https://www.linkedin.com/pulse/wir-starten-eine-sinn-volution-und-schreiben-geschichte-rolff/
Notwendigkeit: Ein Gefühl der Dringlichkeit motiviert uns zu kontinuierlicher Leistung. Höchstleistung entsteht, wenn wir unsere Taten jemanden widmen. Wir geben ein direktes oder indirektes Versprechen und handeln aus einer Art Pflichtbewusstsein heraus. Ein plakatives Beispiel sind Sportler, die ihre Leistungen einem Familienmitglied widmen, anstatt ausschließlich um den Sieg eines Preisgeldes zu kämpfen.
“When you feel the drive to serve others, you sustain solid performance longer.”
Mut: Und letztlich brauchen wir Mut, um uns für eine Sache einzusetzen, von der wir überzeugt sind. Und nicht selten würden wir uns sogar mehr für eine andere Person ins Zeug legen, als für uns selber. In unseren Taten für andere finden wir diesen Mut und einen starken Grund für Fokus und Excellence.
Die Klarheit, einen Sinn zu definieren. Die Dringlichkeit, die aus diesem Sinn entsteht. Und der Mut, uns für diesen Sinn einzusetzen. - Drei Elemente, die die Kraft haben, uns im Kern anzutreiben und uns zu Leistungen zu motivieren, die nachhaltig sind und überdauern - in ihrem Antrieb und in ihrer Wirkung. Einen Sinn in unserem Tun zu finden, kann uns dabei helfen, diese Art der nachhaltigen Leistungsfähigkeit zu entwickeln.
Wir haben die Chance sinnstiftende Arbeit selber zu gestalten
Wharton-Professor Adam Grant sieht Sinnstiftung als eine Form des Selbstausdrucks. Es ist eine Chance für uns zu entdecken, wer wir sind durch die Dinge, die wir täglich tun.
“How we spend our days is, of course, how we spend our lives.”
Ob eine Tätigkeit sinnstiftend ist, entscheidet letztlich jede/r Mitarbeiter*in für sich. Und so kommt es, dass Sinn nicht nur entstehen kann, wenn ich einem höheren Sinn folge, sondern indem ich meiner bestehenden Tätigkeit einen Sinn zuschreibe, den ich vorher vielleicht nicht erkannt habe.
Laut Grant ist ein sehr wirksamer Weg, mehr Sinn in unserer Arbeit zu sehen, wenn wir in Kontakt mit den Menschen kommen, für die wir einen Wertbeitrag leisten. Denn oft entsteht Sinn in den Beziehungen zwischen Menschen. Grant fand in seinen Recherchen beispielsweise heraus, dass Call-Center-Mitarbeiter*innen um 170 Prozent produktiver waren, wenn sie sich über den positiven Effekt ihrer Dienstleistungen für ihre Kunden*innen informieren konnten. So kann beispielsweise der einfache Akt, einer Kundennummer ein Gesicht zu geben, dazu beitragen, in einer ansonsten routinemäßigen Arbeit nachhaltige Bedeutung zu schaffen.
Jobcrafting als Shortcut zu mehr Sinn und Leistungsfähigkeit bei der Arbeit
Ein weiterer Weg, der eigenen Arbeit mehr Bedeutung zu geben, nennt sich Job Crafting. Als ”Job Crafter” sind wir Architekten unserer eigenen Arbeit. Wir nutzen die Chance, unsere
Position auf Grundlage unserer einzigartigen Interessen, Werte und Fähigkeiten anzupassen, um effektiver zu arbeiten und mehr Sinn in unserer Arbeit zu empfinden. Job Crafting kann dabei auf verschiedenen Ebenen stattfinden, wie im Folgenden beschrieben. Disclaimer: Natürlich sind die Möglichkeiten des Job Craftings sehr stark von der eigenen Rolle, Verantwortlichkeit und Natur der Arbeit abhängig. Trotzdem denke ich, dass sich der ein oder andere Aspekt in jeder Position “craften” lässt.
Task Crafting bezeichnet eine Anpassung unserer Aufgaben und beantwortet die Frage, woran Du in welcher Intensität und Reihenfolge arbeitest. Vielleicht bist Du zum Beispiel besonders geschickt im Design, aber arbeitest als Kundenbetreuer*in. Als kleines Nebenprojekt könntest Du bspw. Vorlagen für Dich und Deine Kolleg*innen entwerfen, die bei der Kundenbetreuung hilfreich sind.
Relational Crafting findet auf einer Beziehungsebene statt und beantwortet die Frage, mit wem Du in welcher Konstellation, wie intensiv und regelmäßig zusammenarbeitest. Vielleicht hast Du eine Leidenschaft für soziale Medien, arbeitest jedoch als Marketinganalyst. Dann könntest Du bspw. nach einer Möglichkeit suchen, Dich mit einer Social-Media-Managerin aus Deinem Unternehmen auszutauschen, um mögliche Kooperationen zu besprechen, auch wenn dies technisch nicht Teil Deiner Stellenbeschreibung ist.
Cognitive Crafting beschreibt die Fähigkeit, Deine Aufgaben mit einem Deiner Kernwerte zusammenzubringen und ihnen damit Bedeutung zu geben. Bspw. könntest Du als Verwaltungsassistent*in in Deiner Arbeit die Gelegenheit sehen, Menschen zu helfen und das Leben anderer Menschen zu erleichtern, anstatt es nur als ein Abarbeiten organisatorischer Aufgaben zu betrachten.
Work is about a search for daily meaning as well as daily bread.
Sinn ist nicht etwas, das wir einmal finden und damit unser Leben verändern. Gleichermaßen ist Sinn nicht etwas, das Unternehmen einmal formulieren, und damit das Engagement ihrer Mitarbeiter*innen nachhaltig stärken. Vielmehr ist Sinn eine tägliche Praxis, die jeder von uns annehmen kann. Zum Beispiel indem wir unseren heutigen Aufgaben mehr Bedeutung verleihen. Aber auch indem wir den Menschen um uns herum dabei helfen, eine größere Bedeutung in ihren Aufgaben zu sehen. Mit Sicherheit gibt es da mehr zu entdecken, als viele von uns glauben.
Und wenn alle “Sinnesstränge” reißen, dann stelle Dir einfach die Frage, wer heute schlechter dran wäre, wenn dein Job nicht existieren würde. Die Namen auf der Liste sind ein Beweis, dass Deine Arbeit einen Unterschied macht.
Probier’s mal aus und lass mich wissen, wie es Dir damit geht!
Benjamin